Austria Cross
Worum geht es?
Meine Absicht ist es, Österreich in 10 Etappen von Westen nach Osten zu durchqueren, also von Bregenz bis nach Hainburg.
Dabei möchte ich soweit es geht Radwege, Radrouten oder zumindest wenig befahrene Nebenstraßen benutzen. Die Distanz beträgt etwa 830 Kilometer. Die geplante Route ist nicht die kürzeste Strecke – die würde laut Google Maps über München und Passau führen, etwa so, wie man auch mit em Auto fährt. Die Etappen sind sportlich gewählt, trotzdem dient da ganze Projekt auch dazu das man es mal nachmachen kann. Ich werde also nicht nur fahren, sondern auch versuchen, ein wenig Sightseeing zu machen.
Ich habe keine Ahnung, ob ich das schaffe, einerseits, weil ich noch nie eine derart lange Radtour unternommen habe, andererseits, weil es natürlich eine Menge Dinge gibt, die schiefgehen können. Das beginnt bei gesundheitlichen Problemen – abgesehen davon, ob ich es konditionell schaffe – oder technische Schwierigkeiten und reicht bis zu Worst Case-Szenarien wie etwa einen Unfall.
Also, um es kurz zu machen – ich habe mittlerweile einen gehörigen Respekt vor meinem Vorhaben.
Heute, am Dienstag, den 29. April, bin ich mit dem Zug nach Bregenz gefahren und morgen geht es los. Ich werde versuchen, je nachdem, wie es Zeit und Internetzugang erlauben, wenn möglich täglich hier (sowie auf Facebook und Instagram) einen Statusbericht abzugeben.
In diesem Sinne: „Rad frei!“ oder wie immer man sagt.
- Austria Cross – die Route
- Abfahrt in Traiskirchen
- Ankunft in Bregenz
1. Etappe (Bregenz – Dalaas; 87 km)
Hörbranz
In meinem Quartier in Hörbranz gibt es kein Frühstück. Also muss ich meine Fettreserven anknabbern. Die sind ohnehin ausreichend. Dafür bin ich schon kurz nach halb acht unterwegs. Ich fahre an die österreichisch-deutsche Grenze, denn von dort will ich losstarten. Oder ich will dorthin fahren. Ich verfahre mich nämlich trotz Navi – das ist ein Zeichen. Und das wird mir heute noch öfters passieren. Irgendwann stehe ich am letzten Ende des österreichischen Bodenseeufers. Dort wo der Laiblach, die Grenze zwischen Österreich und Deutschland, in den Bodensee mündet. Das ist zwar auch eine Grenze, aber nicht die, zu der ich will.
Schließlich finde ich den Grenzübergang am Radweg – aber die Brücke dort ist natürlich gesperrt. Wegen Bauarbeiten oder so. Also ein bisschen improvisieren, auf der Eisenbahnbrücke daneben über den Bach und dann trotz Zaun ein Foto machen. Mehr geht halt nicht.
Dann fahre ich los. Am Bodenseeradweg bis nach Bregenz. Der ist um diese frühe Stunde noch jungfräulich. Dafür scheint die Sonne, obwohl es noch kühl ist, und in der Ferne leuchtet noch der letzte Schnee von den Bergen im Rätikon und im Montafon. Dieser Blick, wird mich heute den ganzen Tag über begleiten. Also beste Bedingungen und ein gelungener Start.
- 1. Etappe – Route
- Start an der Grenze
- am Bodensee
Bregenz
Ich entschließe mich, entgegen meiner ursprünglichen Absicht, nach Bregenz hineinzufahren und dort etwas zu suchen, wo ich was zum Frühstücken kaufen kann. Um acht Uhr ist das ein gewagtes Unterfangen. Aber schließlich finde ich doch eine Bäckerei in der Fußgängerzone, wo man sogar draußen sitzen kann. Eine große Portion Kaffee und ein bisschen was zum Beißen und schon strahlt die Sonne noch etwas heller.
Gestärkt geht es weiter. Zurück zum Bodenseeradweg, schnell noch ein paar Fotos vom See und dem Festspielhaus und dann raus aus der Stadt. Nach Bregenz gehen die Vororte am Rand der Städte von einem in den anderen über. Und das wird so bleiben. Die freien Flächen, durch die man bis Feldkirch kommt, lassen sich an einer Hand abzählen – und das meine ich wörtlich!
Nach Bregenz wechsle ich vom Bodenseeradweg auf die Radroute 2, die Dörfer-Städte-Route. Der folge ich jetzt bis nach Feldkirch.
- Bregenz – Festspielhaus
- unerwartete Konkurrenz
- trostloser Radweg
Dornbirn
In Dornbirn ist gerade Markttag. Also kein guter Platz für Radfahrer. Ich mache zwar eine Runde durch das Zentrum, um ein paar Fotos zu schießen, dann verabschiede ich mich aber schnell von der Stadt. Obwohl es viel zu sehen gäbe.
- Dornbirn
- Dornbirn – Rotes Haus
- Radweg mit Bergblick
Hohenems
Den nächsten Halt lege ich in Hohenems ein und radle kurz durch die Altstadt. Durch die Fußgängerzone, vorbei am Schloss, am Schubert Museum und an der Villa Heimann-Rosenthal, in der sich heute das jüdische Museum in Hohenems befindet.
Dann geht es weiter Richtung Feldkirch. Den Weg teile ich mir im Rheintal mit der Eisenbahn und der Autobahn A 14. Dementsprechend führt auch der Radweg häufig an einem vom beiden entlang, oder an einer Bundesstraße oder an Gewerbegebieten und oft durch verbautes Gebiet. Das war mir zwar schon bei der Vorbereitung klar, wenn man aber die Zersiedelung so direkt durchfährt – auf der Autobahn bekommt man das ja nicht so mit – ist es schon erschreckend. Eigentlich müsste man von einer Metropolregion Rheintal sprechen – aber gut, das ist ein anderes Thema.
Die Orientierung ist bei den Ortsdurchfahrten nicht immer einfach, ich verfranse mich regelmäßig, auch mit Navi, aber auf den wenigen „Freistrecken“ ist die Beschilderung gut.
- Schloss Hohenems
- Fußgängerzone
- jüdische Museum
Feldkirch
In Feldkirch führt die Radroute durch die Altstadt. Ein Abstecher zum Hauptlatz bietet sich an. Den mache ich. Und der Hauptplatz, mittelalterlich und mit italienischem Flair, lädt zum Verweilen ein. Auch mich. Daher mache ich mal eine Kaffee-Mittagspause. Doch dann muss ich weiter, so angenehm es auch ist, auf dem Platz zu sitzen und die Sonne zu genießen.
Von Feldkirch biege ich nach Osten ab und folge der Radroute 1,der Ill-Rhein-Route. Ab jetzt wird auch die Besiedlung etwas dünner und der Radweg führt zunehmend durch Gegenden, die sich wohltuend auf mich auswirken. Wälder, Auen, Felder – also das, durch das man mit einem Rad fahren will, also ich zumindest. Trotzdem sind Autobahn und Eisenbahn immer noch ständige Begleiter, auch wenn sie nicht mehr so deutlich wahrnehmbar sind.
Nach Frastanz wird der Radweg streckenweise sehr idyllisch. Mehrere kleine Seen bieten sich für Pausen an, nicht mir, den langsam muss ich auch ein bisschen auf die Uhr schauen. Kurz vor Bludenz überholt mich ein Deutscher mit dem E-Mountainbike. Ziemlich locker. Er fährt kurz neben mir und fragt, ob ich über den Arlberg fahre. Nein, nur bis Dalaas, antworte ich ihm, der Arlberg sei morgen dran. Er nickt und sagt er fahre heute noch rüber, aber er habe schon 150 Kilometer hinter sich. Ich schau auf die Kilometeranzeige auf meiner Uhr und habe gerade mal 75 runtergespult. Langsam spüre er schon die Schenkel, sagte er. Ich auch, aber das behalte ich für mich. Dann gibt er wieder Gas – eigentlich Strom – und weg ist er. Ich bin wieder alleine, und das ist nicht das Schlechteste.
- Feldkirch – Hauptplatz
- auf der Route
- so geht es dann weiter
Bludenz
Auch Bludenz mit seiner mittelalterlichen Altstadt würde sich anbieten, um Pause zu machen. Aber dafür habe ich jetzt wirklich keine Zeit mehr. Immerhin habe ich noch fast 20 Kilometer vor mir – und nachdem ich bis jetzt ein bisschen getrödelt habe, tickt die Uhr.
Also weiter. Nach Bludenz geht es auf der Radroute 4, Klostertal-Route, weiter, ins Kostertal. Gemeinerweise beginnt die Strecke jetzt zu steigen, auch wenn sie durch Wald und Wiesen führt. Also noch einmal reinbeißen, bis um bitteren Ende. Das kommt dadurch, dass ab Braz die Radroute auf der ehemaligen Arlbergstraße verläuft, die jetzt eine Landesstraße ist, zwar wenig befahren, aber direkt neben der Autobahn. Und bis Dalaas gibts dann auch noch die eine oder andere Bergetappe. Na gut – das sehe ich mal als eine Vorbereitung vor meiner morgigen Etappe über den Arlberg.
- Idylle am See
- Bludenz – Altstadt
- durch das Klostertal
Ja – und dann bin ich tatsächlich in Dalaas und in meinem Quartier, nach insgesamt 96 Kilometern. Und bestelle mir gleich mal einen Radler. Wegen des Namens und des Flüssigkeitshaushalts.
Prost!
2. Etappe (Dalaas – Imst; 75 km)
In meiner Unterkunft gibt es wieder kein Frühstück. Offenbar haben es die Vorarlberger nicht so damit. Aber das habe ich vorher schon gewusst und eingekauft. Also esse ich auf dem Zimmer zwei Grahamweckerl mit Wurst und Käse. Das wars. Dann packe ich und mache mich auf den Weg. Es ist 08.30 Uhr und herrliches Wetter.
Heute steht der Arlberg auf dem Programm – meine „Angstetappe“. Ich bin zwar ab und zu mal bergauf gefahren, aber so einen richtigen Berg habe ich noch nie gemacht. Und jetzt liegen fast 1100 Höhenmeter vor mir. Das ist für Wanderer eine ausgewachsene Bergtour. Wahrscheinlich auch für Radfahrer.
Die Distanz von gestern spüre ich kaum. Das ist gut so, weil gleich von Dalaas weg geht es auf der Klostertalroute weiter – und bergauf. Zuerst noch auf Asphalt, dann auf einer Forststraße. Idyllisch aber anstrengend.
Irgendwann komme ich an der Talstation der Sonnenkopfbahn vorbei. Die kenne ich vom Winter. Da ist es erträglich. Doch jetzt? Verlassen und trostlos wirkt sie wie ein Fremdkörper in der Landschaft. In Klösterle sehe ich das erstes Mal auch große Pensionen und Beherbergungsbetriebe, die das Ortsbild dominieren und jetzt, nachdem die Wintersaison vorbei ist, natürlich leer stehen.
- 2. Etappe – Route
- Sonnenkopfbahn
- Klostertal-Radweg
Der Radweg führt zwischen Autobahn rechts und den Bergflanken links weiter. Dazwischen fließt der Alfenzbach, der Hauptfluss des Klostertals.
Dann bin ich in Langen – letzte Chance, in den Zug nach St.Anton einzusteigen – und komme nach Stuben. Dort begrüßt mich zuerst der große leere Parkplatz, der nur im Winter gefüllt ist. Stuben selbst hat sich – interessanterweise – sein dörfliches Flair bewahrt, auch wenn dort alles auf den Wintertourismus ausgerichtet ist.
In Stuben bin ich schon erledigt. Aber jetzt geht es erst richtig los. Ich schleiche die Serpentinen hinauf. Zwei Rennradfahrer überholen mich locker – allerdings die einzigen, die ich auf dieser Seite des Arlbergs sehe. Dann komme ich endlich zur Alpe Rauz. Dort ist ein zentraler Punkt des Schigebiets Arlberg. Auch das kenne ich vom Winter, und auch das sieht im Sommer völlig deplatziert und hässlich aus.
- Klostertal-Radweg
- Stuben
- Arlberg
Von hier geht es nun wieder weiter bergauf. Zwar nur knapp über 3 Kilometer, aber die haben es in sich – und ziehen sich … und ziehen sich … Irgendwann bin ich dann tatsächlich in St. Christoph und kann es kaum glauben. Der höchste Punkt. Es ist kurz vor 12 Uhr. Ich habe für die ungefähr 20 Kilometer dreieinhalb Stunden gebraucht – aber Zeit ist kein Maßstab. Von nun an geht’s bergab. Der Arlberg ist geschafft. Ich allerdings auch. Kurze Pause, ein paar Fotos. Dann fahre ich runter, lass es so richtig laufen. Ich habe zwar Angst, das ich zu schnell werde und nicht mehr bremsen kann – immerhin hat das Fahrrad mit Gepäck und Fahrer über hundert Kilo. Aber was solls – den Mutigen gehört die Welt. Am Abend wird mir meine Uhr sagen, dass die Höchstgeschwindigkeit bei 70 km/h lag. Persönlicher Rekord. Vollgas!
- Alpe Rauz
- Arlberg geschafft
- St. Christoph – Hospiz
Und schon bin ich in Ghosttown. Äh nein, der Name war anders – St. Anton. Nix ist mit Massenauftrieb zwischen Galzig- und Rendlbahn. Kein Aprés Ski, keine Besoffenen, keine Idioten – alles leer. Ich fahre wohl zehn Minuten durch die Stadt, mache ein paar Fotos und sehe – niemanden. Na ja – fast niemanden: 2 Radfahrer kommen mir entgegen und eine Frau mit kleinem Rucksack irrt zwischen den geschlossenen Geschäften herum. Sonst ist dort volle tote Hose. Also weiter auf der Radroute 32, dem Stanzertaler Radweg. Der ist unerwartet schön angelegt und gut ausgebaut. Eine Freude dort zu fahren – vor allem weil es auch ständig bergab geht.
Und schon bin ich in Pettneu. Dort besuche ich einen Freund – und bekomme auch etwas zu essen. Das brauche ich ohnehin, um die leeren Kohlenhydratspeicher aufzufüllen. Danke Tom! Wir essen, tratschen, trinken Kaffee und plaudern und plaudern … und dann sagt mir die Uhr, dass ich weiter sollte. Immerhin liegen noch gut 40 Kilometer vor mir. Also los – auch wenn es mir schwer fällt.
- St. Anton tot
- Stanzertaler-Radweg
- B 171 Tiroler Straße
Der Stanzertaler Radweg geht noch bis nach Schnann weiter. Dann ist Schluss mit lustig. Bis Flirsch geht’s durch Dörfer, dann auf der B 171, der Tiroler Straße, weiter bis nach Landeck. Der Nachteil – die Straße teilt man sich mit den Autos, auch wenn das Verkehrsaufkommen überschaubar ist. (Lag vielleicht auch am Feiertag.) Der Vorteil – es geht bergab und man kann es laufen lassen. Fotomotive werden ausgelassen. Ich bremse nur für Burgen!
Auch Landeck lasse ich fast aus. Hauptplatz finde ich keinen, das Rathaus mit der daneben liegenden Polizeiinspektion ist unspektakulär. Die Uhr tickt. Also weiter.
- Schloss Wiesberg und Trisannabrücke
- Inn
- Innradweg
Ab Landeck fahre ich auf der Radroute 3, dem Inntal-Radweg Tiroler Oberland, der auch ein Teil der Via Claudia Augusta ist, ein Fernradweg von Deutschland nach Italien. Dort ist um einiges mehr Fahrradverkehr. Dafür ist er besser beschildert. Verfahren kann man sich nur, wenn man unaufmerksam ist. In Zams mache ich noch einen kurzen Abstecher in die Stadt – der Mehrwert ist bescheiden. Daher weiter. Und jetzt ohne Unterbrechung bis ins Quartier. Der Radweg führt noch durch einige Dörfer, die Wegfindung ist aber kein Problem.
Mein Quartier ist auf dem Radweg freundlicherweise sogar ausgeschildert. Und schon bin ich in Imst und im Gasthof und im Zimmer und unter der Dusche und im Garten – bei Bier und Käsespätzle.
3. Etappe (Imst – Schwaz; 85 km)
Heute gibt es Frühstück, das muss ich natürlich genießen. Darum komme ich erst kurz vor 9 Uhr in die Gänge. Aber dann gehts los – frisch gestärkt.
Heute ist die Inntal-Radweg-Etappe dran. Bis nach Schwaz auf diesem Radweg. Was soll man zum Inntal-Radweg sagen? Er verläuft durchs Inntal. (No na – wo sonst?) Am Anfang, so auf den ersten 10 Kilometern nach Imst gibts ein paar gemeine Steigungen, aber echt, vor allem nach dem gestrigen Tag. Danach wird er aber flach und angenehm zu fahren.
Hier kann man Kilometer machen. Feines Radeln ohne große Probleme. Die Orientierung bereitet keine Schwierigkeiten, wenn man aufpasst. Was ich nicht immer mache, weil ich ständig am Schauen bin – auf die Gegend und Fotomotive, aber nicht auf Wegweiser. Aber es gab keine wirklich groben Verfahrer.
- 3. Etappe – Route
- dieser Wegweiser begleitet mich eine Weile
- Inntal-Radweg
Der Inntal-Radweg ist manchmal echter Radweg, manchmal Ortsdurchfahrt, manchmal Nebenstraße. Meist asphaltiert, aber auch mit schottrigen Passagen. Durch Wald und Auen, über Felder, durch Dörfer, meist mit großartigen Schauwerten (mein Tipp: nicht zu viel gucken, sonst übersieht man die Wegweiser!) Häufig verläuft er aber auch neben der Eisenbahn, neben Bundesstraßen und neben der A 12, der Inntalautobahn, kurz vor Innsbruck direkt daneben, nur durch einen Zaun getrennt. Also man bekommt von allem etwas.
- Inntal-Radweg
- Inntal-Radweg
- Inntal-Radweg
Ich mache nicht viele Abstecher. Das erste Mal in Telfs. Da war doch früher mal so ein Aufreger wegen eines Minaretts – das muss ich doch sehen. Und wenn ich schon mal hier bin, mache ich einen Abstecher durch die Stadt. Hier gibt es eine nette Fußgängerzone, die durchaus sehenswert ist.
Doch dann suche ich die Moschee. Das Minarett ist ein wenig mickrig. Soviel ich weiß, wurde es mit etwa 30 Meter geplant, nach Protesten der Telfser Bürger katholischer Prägung – und anderer echter Tiroler – wurde es auf 15 Meter zusammengestutzt und 2006 errichtet. Es sieht nicht wirklich bedrohlich aus, ein bisschen wie ein orientalisches Phallussymbol. Die Aufregung darum verstehe ich eigentlich nicht. Vor der Moschee, die zu ATIB gehört, stehen ein paar Männer herum, die mich misstrauisch beobachten, als ich von der gegenüberliegenden Straßenseite ein paar Fotos mache. Bevor der Erste zu mir herüberkommt, sitze ich aber schon wieder auf dem Rad und fahre weiter.
- Telfs -Fußgängerzone
- Telfs – Minarett
- Ausblick
Nach Telfs werden bis Innsbruck wieder Kilometer gemacht. Dort bleibe ich noch mal kurz gegenüber vom Innrain stehen, setze mich in den Gastgarten eines Lokals und gönne mir einen Kaffee. Pause muss sein. Auf eine Besichtigung von Innsbruck verzichte ich. Das ist mir mit dem Bike und dem Gepäck zu mühsam. Abgesehen davon war ich schon öfters hier. Also weiter.
- Innsbruck – Innrain
- Rad im Blick
- Inntal-Radweg – Innsbruck
Der nächste Halt ist Hall, wo ich ein wenig durch die mittelalterliche Altstadt radle. Die ist tatsächlich sehenswert. Leider habe ich keine Zeit, um sie mir wirklich anzusehen oder mich irgendwo hinzusetzen und das Flair des Hauptplatzes zu genießen. Die Zeit ist knapp.
Einmal bleibe ich noch stehen – in Wattens, wo ich – verbotenerweise – durch die Parkanlage der Kristallwelt fahre. Vor dem „Riesen“ am Eingang der Kristallwelten ist ein Betrieb wie bei der Fontana di Trevi – irgendeine indische Reisegruppe. Ich mache ein paar Fotos und flüchte, so schnell ich kann.
- Hall – Münzturm
- Hall – Oberer Stadtplatz
- Wattens – Kristallwelten
Und dann fahre ich direkt nach Schwaz in mein Etappenziel, wo ich nach 103 Kilometern – die Abstecher haben sich summiert – gegen 17 Uhr ankomme.
4. Etappe (Schwaz – Fieberbrunn; 80 km)
Nachdem ich gestern keine Lust mehr hatte, mir Schwaz anzusehen, muss ich das heute noch nachholen. Deshalb beginnt mein Tag gleich mit einer Besichtigungstour durch die Fußgängerzone von Schwarz. Die wäre natürlich am Nachmittag, wenn mehr Betrieb ist, interessanter. Aber dafür kann man das mittelalterliche Flair genießen und sich die alten Bürgerhäuser in Ruhe ansehen.
Dann geht es weiter auf dem Inntalradweg. Der ist wie gestern – von allem etwas, ein Radweg der Vielfalt. In Brixlegg erlaube ich mir einen ersten Abstecher, gerate aber in einen Wochenmarkt – kein guter Ort für Radfahrer. Die Altstadt bleibt daher unbesehen und ich fahre weiter. Wenige Kilometer nach Brixlegg komme ich nach Rattenberg.
- 4. Etappe – Route
- Schwaz
- Inntal-Radweg
Das hatte ich überhaupt nicht auf dem Radar, hat mich aber voll geflasht – wie das auf denglisch heißt. Der Ort liegt zwischen Inn und einem Berghang mit Ruine. Die mittelalterliche Altstadt versetzt einen tatsächlich um Jahrhunderte zurück. Echt sehenswert! Leider hat noch nichts offen und daher fahre ich wieder weiter.
- Brixlegg
- Rattenberg
- Rattenberg
Nächste Station ist Wörgl – dort gibt es wieder irgendein Samstagvormittag-Event in der Fußgängerzone, die eigentlich sehr schön ist. Aber jetzt nur zu Fuß begehbar. Also weiter. Noch ein schnelles Foto der Stadtapotheke, die in einem Villa aus dem Jahr 1907 untergebracht und angeblich das schönste Gebäude von Wörgl ist.
Nach Wörgl wechsle ich auf den Radwanderweg 14, Wilder Kaiser, der entlang der Brixentaler Ache führt. Unglücklicherweise gibt es in diesem Winkel Tirols ein dichtes Radnetz, Der Radweg überschneidet sich mit der Salven-Radrunde, der Pölven-Radrunde und der Söllandl-Radrunde. Das macht die Orientierung nicht gerade einfacher. Ich erkenne auch, dass meine Routenwahl vielleicht doch nicht so ideal war. Aber jedenfalls komme ich letzten Endes problemlos nach Fieberbrunn – und allein das zählt.
- Wörgl – Stadtapotheke
- Routenvielfalt
- Wilder Kaiser-Blick
Ab Bruckhäusl, ein paar Kilometer nach Wörgl, geht es dann wieder bergauf. Beständig, manchmal wieder runter, aber doch immer nach oben, teilweise mit mühsamen Anstiegen. Insgesamt mache ich heute rund 800 Höhenmeter. Dafür habe ich bis Going meistens den Wilden Kaiser im Blick. Durch Söll fahre ich nur eine kurze Runde – die jetzt leeren Hotelburgen, die bereits zur Skiwelt Wilder Kaiser gehören, sind ohnehin zum davonlaufen.
In Ellmau komme ich witzigerweise genau an jenem Gasthof mit Pension heraus, in dem wir vor einigen Jahren Urlaub gemacht haben. Der Betrieb hat jetzt nach der Wintersaison natürlich geschlossen. Aber ich hätte hier sowieso nicht Halt machen wollen. In Ellmau hingegen tummeln sich schon der ersten Sommertouristen. Statt Aprés Ski nun Aprés Bike. Ich gönne mir trotzdem eine Pause. Dann nach Going – das ist ein bisschen ansehnlicher – und nach St. Johann in Tirol. Dort beginnt es zu regnen. Also nichts mit Sightseeing, obwohl es dort viel zu sehen gäbe. Schnell im Vorbeifahren ein paar Fotos, dann weiter.
- St. Johann
- unerwarteter Querverkehr
- Ausblick ins Tal
Glücklicherweise hört es kurze Zeit später wieder auf zu regnen, und die Sonne bricht noch einmal durch. Über Straßen und Wege an der Bergflanke fahre ich jetzt immer wieder durch kleine Dörfer und vorbei an mächtigen Tiroler Bauernhöfen. Das macht die Bergaufstrecken erträglicher. So gelange ich problemlos bis nach Fieberbrunn, dem Ende meiner heutigen Etappe, wo ich gegen 16.30 Uhr nach 85 Kilometern ankomme.
5. Etappe (Fieberbrunn – St. Johann; 85 km)
Heute ist ein Tag gewesen, den man am liebsten aus dem Fahrradkalender streichen will. In Fieberbrunn regnet es, als ich gegen 08.30 Uhr wegfahre. Ich habe das Handy eingesteckt, weil es nicht wasserdicht ist. Navigation also nach Wegweisern. Nächste Station ist Hochfilzen. Ich folge einer Route, die ausgeschildert ist, bis ich dann irgendwann drauf komme, dass das nicht meine Route ist. Zum Umdrehen bin ich schon zu weit. Also weiter durch die Tiroler Voralpen – rauf und runter. Mittlerweile hat es wenigsten zu Regnen aufgehört.
Endlich komme ich nach Hochfilzen. Da bin ich schon so grantig, dass ich auf eine Besichtigung verzichte und weiterfahre. Von Fieberbrunn bis Hochfilzen sollte ich der Radroute 17, Buchensteinwand, folgen. Tat ich nicht. Gut – ab Hochfilzen bin ich auf dem Skulpturenradweg – Steinbergrunde unterwegs. Der ist sehr idyllisch und entschädigt für die Plagerei durch die Berge.
- 5. Etappe – Route
- Fieberbrunn im Regen
- Steinbergrunde
In Lenzing komme ich schließlich auf den Tauernradweg, dem ich jetzt bis St. Johann/Pongau folgen werde. Der verläuft auf dieser Strecke gemeinsam mit dem EuroVelo 14, Gewässer von Mitteleuropa. Ab Lend kommt dann noch der Alpe-Adria-Radweg dazu.
In Saalfelden mache ich einen kurzen Abstecher durch das Zentrum. Hinter der Kirche ist eine nette Fußgängerzone, die aber heute am Sonntag verwaist ist. Also weiter. Bis Zell am See geht es jetzt in anregendem bergauf und bergab dahin. Dazwischen gibt es aber manchmal auch echt großes Bergkino.
- Tauernradweg
- Saalfelden
- Bergkino
Meistens bin ich völlig alleine unterwegs, was mich angesichts der Popularität der Radwege wundert. Lediglich rund um Zell/See ist etwas mehr los.
Dort habe ich auch mein tägliches Social Event. Ich mach eine Pase in eienm Kaffe. Am Nebentisc sitze ein älteres Ehepaar. Der Mann fragt mich woher ich komm eund wohin ich will. Aus Fieberbrunn und ich willnach St. Johann im Pongau. Er nickt verstehend. Dann fragt er mich, ob ich hie raus de rGegedn sei. Ich gebe mich als Niedröstereiche rzu erkennen. Und dort möchte ich auch hinfahren. Dann rät er mir, nicht an der Salzach entlang zu fahren, weil das icht so schön sei. Viel besser wäre das Saalach-Tal, nach Sallfelden und weiter nach Bad Reichenhall – und dan wäre man dann lgeich auc in Salzburg. Offenbar hat er mic ncih richtig vertanden – ich konmme gerade den Tauernrad herunte rund wil ihn nich thinauffahrne – oder es is tihm egal. Ich nicke zustimmend, sage ich werde es mirüberlegen und denke an Charlie Harper.
Dort erwischt mich auch der Regen wieder. Also Regenklamotten anziehen. Eine halbe Stunde später ist es aber zum Glück mit dem Regen vorbei. Nach Bruck verläuft der Radweg nun meist an der Salzach entlang, die hier oft wegen der Kraftwerke aufgestaut ist. Vor Taxenbach dann entlang der Bundesstraße.
- Tauernradweg
- Zell am See
- Zell am See – Stadtplatz
In Taxenbach ereilt mich dann das Radfahrerschicksal, und ich stürze, weil ich eine Gehsteigkante zu spät sehe. Ein paar Schürfwunden an Ellbogen und Knie, Schmerzen in der Schulter ein angeknacktes Ego. Mehr dürfte mir nicht passiert sein. Dem Rad schon. Irgendein Problem mit der Schaltung vorne. Ich brauche eine Weile, bis ich das wieder halbwegs hinkriege und weiterfahren kann.
Nach Taxenbach, in Lend, ist die Durchfahrt des Radwegs gesperrt und eine Hinweistafel schickt mich einen brutalen Berg hinauf. Dort stehe ich dann vor dem Alpe-Adria-Radweg, der irgendwie auch gesperrt zu sein schient. Also wieder zurück. Ich fahre auf meiner ursprünglichen Route weiter. Mal sehen wie weit ich komme. Tatsächlich geht es problemlos weiter. Dafür beginnen jetzt eine Reihe von zum Teil echt höllischen Anstiegen. Schließlich bin ich auf einem „Höhenradweg“, weit oben in der Bergflanke. Dann geht es rasant wieder runter und am Salzachufer entlang bis St. Johann.
- Tauernradweg
- Höhenradweg
- Tauernradweg
Dort komme ich endlich gegen 17.30 Uhr nach 95 Kilometern und gefühlten 3000 Höhenmetern – tatsächlich sind es „nur“ etwa 940 gewesen – in meinem Quartier an. Halbzeit – aber voll erledigt.
6. Etappe (St. Johann/Pongau – Pruggern; 74 km)
Kurz vor neun Uhr fahre ich weg. Noch ist es trocken aber bewölkt. Ich drehe noch eine kurze Runde durch St. Johann und ihre Einkaufsmeile. Dann fahre ich auf dem Tauernradweg bis nach Bischofshofen, wo ich auch noch einen Abstecher ins Zentrum mache.
- 6. Etappe – Route
- St. Johann
- Tauernradweg
Nach Bischofshofen wechsle ich auf den EuroVelo 14. Dann geht es ungefähr 15 Kilometer die B 99, die Katschberg Straße, nach Eben im Pongau. Das ist Teil der Radroute. Sicherlich auch bei Schönwetter mühsam zu fahren, nicht wegen der Steigung, sondern wegen des Kfz-Verkehrs, aber bei Regenwetter ist es noch unangenehmer. Und kurz nach Bischofshofen beginnt es zu regnen. Zuerst nur leicht, dann aber so richtig. In Hüttau muss ich endgültig die Regensachen anziehen.
- Bischofshofen
- Bischofshofen
- Katschberg Straße
Kurz vor Eben geht der EV 14 links durch den Wald weiter. Das wollte ich eigentlich nicht, weil es ein beträchtlicher Umweg ist, aber angesichts der Verhältnisse auf der Bundesstraße erscheint mir das als das geringere Übel. Ab Eben geht es dann zumindest ständig bergab.
Bei Altenmarkt verbindet sich der Radweg EV 14 mit der Radroute 7, dem Ennsradweg. Der ist als R 7 sehr gut markiert. Die Wegfindung war praktisch ohne Navigationshilfe möglich. Zum Glück, weil ich bei diesem Regen das Handy wasserdicht verpackt habe, aber nicht zur ständigen Navigation verwende.
Mittlerweile gießt es so richtig, und das wird bis Pruggern so bleiben. Angesichts des Wetters entschließe ich mich, auf weitere Abstecher und Zwischenstopps zu verzichten und fahre bis zu meinem Etappenziel nonstop durch. Also kein Radstadt, kein Schladming, kene Fotos – nur strampeln.
Dafür kann ich der Enns beim Wachsen zusehen. Zuerst noch beinahe ein Bach, entwickelt sie sich Kilometer für Kilometer zu jenem Fluss, den ich aus dem Gesäuse kenne. Auch sonst ist der Ennsradweg schön zu fahren, landschaftlich abwechslungsreich, mal über Schotter mal asphaltiert, mal durch Wald dann wieder durch verbautes Gebiet. Im Sommer bei schönem Wetter sicher ein großartiges Erlebnis. Heute bin ich hier aber alleine unterwegs.
- Radstadt im Regen
- Weissenbach im Regen
- nach der Regenschlacht
Nach etwas über 6 Stunden Fahrzeit und 84 Kilometern bin ich gegen 15.30 Uhr in Pruggern. Nach der Regenschlacht heißt es jetzt einmal, alles trocknen und hoffen, dass es bis morgen auch tatsächlich trocken wird. Denn das Wetter soll nicht besser werden.
7. Etappe (Pruggern – Wald am Schoberpass; 78 km)
Kurz nach 9 Uhr mache ich mich auf den Weg. Während des Frühstücks hat es geregnet, aber als ich losfahre ist es vorbei. Dafür ist sehr kalt und es weht ein eisiger Wind. Aber das kennt man als Traiskirchner beim Radfahren ja ohnehin.
Das Wetter bleibt den ganzen Tag unbeständig. Ab und zu tröpfelt es, kann sich aber nicht zum Regnen entschließen. Die Wettervorhersage ist durchwachsen – eigentlich sollte es regnen, tut es aber nicht. Ich bin für jeden Kilometer dankbar, den ich trocken fahre. Der Regengott meint es also gut mit mir. Dafür bringe ich ihm ein Opfer und verzichte auf unnötige Abstecher.
Der Ennsradweg bietet wieder von allem etwas, wie gestern, nur mit weniger Wasser von oben. Erste Station ist Öblarn, ein kleiner Ort, der direkt auf dem Weg liegt. Hier kommen mir zwei Bike-Packerinnen entgegen – es werden die beiden einzigen Radfahrer des heutigen Tages bleiben.
- 7. Etappe- Route
- Ennsradweg
- Ennsradweg
Dann gehts weiter. Der Grimming zeigt sich schüchtern und verhüllt sich im Nebel. Schade. Dafür gibts unterhalb der tiefhängenden Wolkendecke jede Menge Natur zu sehen. Schnell geht es Richtung Liezen. Ein paar kleine Dörfer sind gleich durchfahren – Irdning, Aigen, Wörschach -, und dann bin ich in Liezen. Das lasse ich aus. So viel gibts dort ohnehin nicht zu sehen.
- Öblarn
- auf dem Ennsradweg
- Ennsradweg
Zwischen Liezen und Neulassing wechsle ich auf die Radroute 15, den Rastlandradweg, der auch als EV 14 ins Paltental führt. Nun folge ich problemlos der Markierung R 15. Ab Neulassing geht es wieder bergauf und bergab. Der Weg führt oft an der Bergflanke entlang. Und immer wieder tröpfelt es leicht. Ich opfere dem Regengott schweren Herzens auch Rottenmann und verzichte auf den geplanen Abstecher, obwohl ich mir die Stadt wirklich gerne angesehen hätte.
- Rottenmann von oben
- R 15 -Rastlandradweg
- Gaishorn
Oben auf dem Schoberpass hängen dichte Regenwolken. Daher ist jeder trockener Kilometer ein guter Kilometer. Ich nehme nur noch das, was auf dem Weg liegt. Zum Beispiel Gaishorn – aus historischen Gründen – und Treglwang. Kurz vor Wald am Schoberpass kommt dann noch einmal ein mühsamer Anstieg. Jetzt beginnt es tatsächlich auch leicht zu regnen. Doch da sehe ich schon das Schild zu meinem Quartier, ein Gasthaus außerhalb von Wald, an dem ich beinahe vorbeigefahren wäre. Heutige Etappe – 83 Kilometer und 6:30 Stunden Fahrzeit geschafft, die Strecke aber wie gestern fast ohne Pause durchgefahren.
- Rastlandradweg
- Wirtshaussterben in Treglwang
- Rastlandradweg – Bundesstraße
Als ich eine halbe Stunde später aus der Dusche komme und aus dem Fenster sehe, regnet es. Ein Danke dem Regengott, dass er mich heute verschont hat.
8. Etappe (Wald am Schoberpass – Wartberg/Mürztal; 87 km)
Als ich kurz vor neun Uhr losfahre, ist es trocken aber kalt. Damit kann ich leben. Dafür geht es bergab ins Liesingtal. Der Radweg R 15 verläuft zwischen und neben Autobahn A 9, Bundesstraße B 113 und der Eisenbahn und quert alles mehrmals. Dazwischen gibt es auch viel Natur zu sehen.
- 8. Etappe – Route
- R 15 – Rastlandradweg
- R 15 – Rastlandradweg
Meine erste Station ist Kalwang, wo noch vieles vom alten Glanz der ehemaligen Bergbaustadt sichtbar ist. Dann geht es weiter durch ein paar kleinere Dörfer nach Mautern und nach Traboch. Dort ist ein Radwegkreuz und ich fahre auf dem R 15 weiter nach St. Michael. Auch dort kreuzen sich einige steirische Radwege.
In St. Michael wechsle ich auf die Radroute 2, den Murtalradweg. Kurz vor Leoben merke ich, dass ich vorne einen Platten habe. Erste Diagnose – die Luft geht nur langsam aus. Mit ein paar Mal aufpumpen komme ich bis zum Intersport, wo mir ein freundlicher Servicetechniker den Schlauch wechselt. Eine halbe Stunde später bin ich wieder unterwegs, drehe eine kurze Runde durch Leoben, damit ich auch schöne Eindrücke von der Stadt mitnehme – zum Beispiel den großartigen Hauptlatz -, nicht nur die Bundesstraße, an deren Rand ich dann weiterfahre.
- Kalwang
- Radkreuz – St.Michael
- R2 – Murradweg
In Bruck/Mur mach ich ebenfalls eine Runde, da der Radweg durch das Zentrum führt. Neben Hauptplatz und Fußgängerzone sehe ich mir auch die alten Häuser in der Herzog Ernst-Gasse an, durch die ebenfalls der R 2 führt. Von Bruck nach Kapfenberg ist der Übergang fließend. Auch hier verläuft der R 2 direkt durch die Altstadt, über Hauptplatz und Fußgängerzone, beides sehenswert.
- Leoben
- Bruck/Mur
- Kapfenberg
Zwischenzeitlich beginnt es immer wieder leicht und kurz zu regnen, und ich beeile mich nun ein bisschen. Seit Tagen bin ich jetzt schon fast alleine auf den Radstrecken unterwegs. Eine interessante Erfahrung. Ebenso wie der Wechsel zwischen Naturgebieten und Industriezonen, der mich schon seit Traboch begleitet.
- VOEST-Werk – Bruck
- Mürztal
- Bauernhof
Ab Bruck fahre ich auf der Radroute R 5, dem Mürztalradweg, weiter, der ab Karpfenberg in wechselndem bergauf und bergab nach Mürzzuschlag führt. Hier bringt mich die Route durch viele kleine Dörfer mit schönen alten Bauernhöfen.
Schließlich komme ich gegen 18.00 Uhr nach 107 Kilometern am Ende meiner heutigen Tagesetappe in Wartberg an.
9. Etappe (Wartberg/Mürztal – Neudörfl; 86 km)
Abfahrt gegen 08:30 Uhr bei trockenem Wetter. Aber über dem Semmering hängen dunkle Wolken – dort muss ich jetzt hin.
Auf dem R 5, Mürztalradweg, geht es in gewohnter Weise weiter. Erste Station ist Krieglach, das man, wenn überhaupt, als Peter Roseggers Waldheimat kennt. Vom Hauptplatz erlaube ich mir einen Abstecher zu seinem ehemaligen Wohnhaus, in dem sich heute – was sonst – ein Rosegger-Museum befindet.
- 9. Etappe – Route
- Kindberg – Roseggers Wohnhaus
- R 5 – Mürztalradweg
Dann fahre ich zügig weiter Richtung Semmering. Jeder trockene Kilometer ist ein guter. In Mürzzuschlag wechsle ich auf die Radroute 46, den Semmeringradweg. In Mürzzuschlag gibt es auch eine nette Wiener Straße mit mehreren sehenswerten Bauten.
Nach Mürzzuschlag fängt es zu regnen an, zuerst leicht, ab Spittal am Semmering immer stärker. Jetzt beginnt auch der Aufstieg auf den letzte Berg, über den ich muss – hoffe ich zumindest. Auf der Alten Reichsstraße geht es mühsam bis zum Pass hoch. Es regnet immer stärker. Schließlich bin ich in Semmering, und dann geht es hinunter nach Niederösterreich. Oben muss ich die Regenkleidung anziehen, ich bin zwar schon nass, ist aber trotzdem nötig. Die Abfahrt wird eine Herausforderung – nass, steil, und saukalt.
- Mürzzuschlag
- Semmering
- Blick auf Schottwien
Ab Schottwien fahre ich auf der Weltkulturerberadroute (wer ist auf diesen Namen gekommen – ein Donaudampfschifffahrtskapitän?) bis nach Gloggnitz, dort wechsle ich auf die Schwarzatal Radroute. In Gloggnitz möchte ich mir einen Tee kaufen, weil ich völlig durchfroren bin, finde aber kein offenes Kaffeehaus. Also fahre ich noch kurz zum ehemaligen Wohnhaus von Karl Renner, in dem sich heute – was sonst – ein Renner-Museum befindet, und dann weiter.
Der Regen lässt langsam nach. Die Orte gehen ineinander über – Ternitz, Wimpassing, Neunkirchen. Ich fahre am Schwarzaufer entlang und sehe links und rechts riesige Industrieanlagen wie Semperit oder Schöller Bleckmann.
- Gloggnitz
- Semperit – Wimpassing
- Neunkirchen
In Neunkirchen kann ich endlich die Regensachen ausziehen. Die Radroute führt über den sehenswerten Hauptplatz, und dann geht es hinaus in flache Land. Nach einer Weile komme ich nach Schwarzau – bekannt wegen seiner Strafanstalt für Frauen, an dessen Gelände ich vorbeifahre. Dann über die Bundesstraße nach Pitten. Dort versäume ich Rob Eichinger, der gerade eine viertägige Runde von Traiskirchen aus über das Burgenland und die Steiermark fährt und auf dem Rückweg ist, um etwa eine Stunde. Trotzdem mache ich in Pitten eine längere Pause – wegen aufwärmen und so.
Nach Pitten fahre ich auf dem EuroVelo 9, der Ostsee-Adria-Route, die als Thermenradweg auch durch Traiskirchen führt. Etwa eineinhalb Stunden und ich wäre zuhause – steht heute aber noch nicht auf dem Programm. Weiter geht es nach Bad Erlach und entlang der Leitha nach Katzelsdorf. Flaches Gelände – da kann man Vollgas geben!
- flaches Land
- Vollgas!
- ehemaliges Leithagasthaus
Dann bin ich gegen 17:30 Uhr, nach 97 Kilometern und 550 Höhenmetern, endlich in Neudörfl. Und natürlich muss ich hier noch einen Abstecher zum ehemaligen Leithagasthaus machen, in dem 1874 die Gründung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs stattfand. Heute befindet sich dort das Haus Sarah, eine Einrichtung der Caritas in der etwa 60 in der etwa 60 Flüchtlinge betreut werden. Ich glaube, das hätte den Gründungsvätern der Sozialdemokratie gefallen.
Freundschaft!
10. Etappe (Neudörfl – Wolfsthal; 97 km)
Um 08:00 Uhr fahre ich los. Die Tour endet, wie sie begonnen hat – kein Frühstück. Das hole ich mir bei einem Anker. Nach Neudörfl fahre ich über eine Reihe von Feldwegen, die immer schlechter werden, bis ich in Zillingdorf-Bergwerk wieder auf eine markierte Radroute komme. (habe ich selber geplant, da ist noch Luft nach oben).
- toller Weg
- na ja – geht auch noch
- aber – echt jetzt?
Dann komme ich nach Neufeld/Leitha und fahre durch die Feriensiedlungen, die sich dort in den letzten Jahrzehnten etabliert haben.
Heute ist viel Gelände angesagt. Flaches Land, manchmal mit kleinen Steigungen. Kleine Dörfer, die wenig zu bieten haben. Ich fange bereits an, Kirchen zu fotografieren. Dazwischen immer wieder Windparks. Ich bin auf dem Leitharadweg unterwegs, komme durch Wimpassing, dann nach Leithaprodersdorf, wo ich auf den Longinus Radweg wechsle. Nach einigen kleinen Dörfern bin ich schließlich in Mannersdorf, wo im ehemaligen Schloss heute die Gemeinde residiert.
- 10. Etappe – Route
- Idylle pur
- Mannersdorf
Der Weg schlängelt sich in mühsamem Zick-Zack durch die Gegend. Mal Feldweg, mal Bundesstraße, mal asphaliert. Alles dabei. Auf diese Weise geht es über Trautmannsdorf, Stixneusiedl, Göttlesbrunn bis nach Höflein. Hier bin ich bereits in einer Weingegend. In Stixneusiedl gibt es eine wunderschöne Kellergasse, bei der einem gar nicht auffällt, wie steil es da hinaufgeht, und bei Höflein führt der Weg an einigen reizenden Kellerstöckeln vorbei.
- Trautmannsdorf
- Stixneusiedl
- Göttlesbrunn
Es gibt hier im Raum Carnuntum ein dichtes Netz von Radrouten, was die Orientierung nicht gerade erleichter. Ab Trautmannsdorf fahre ich auf der Römertour weiter bis nach Petronell-Carnuntum. Das erkenne ich schon von der Ferne am Heidentor, zu dem ich etwas später komme. Ein kurzer Abstecher zum Archäologiepark Carnuntum muss auch sein.
- on the road
- Heidentor
- Archäologiepark
Dann fahre ich über den EuroVelo 6, Atlantik-Schwarzes Meer, auch ident mit dem Donauradweg, weiter nach Bad Deutsch-Altenburg und Hainburg, wo schon aus der Ferne die Burgruine zu sehen ist. Kurzer Fotostopp beim Wiener Tor, dann weiter durch die Stadt und wieder auf den EV 6 und nach Wolfsthal, der letzten Ortschaft vor der Grenze. Durch und weiter, und nach ein paar Kilometern stehe ich am Ende meiner Reise. Am Grenzübergang Berg, und dann dort, wo der EV 6 in die Slowakei führt. Hinweis auf Grenzübergang finde ich keinen. Nur ein Gittertor, das bei Bedarf geschlossen werden kann, soll wohl die Grenze markieren. Gut dann nehm ich halt das für mein Finisher-Foto.
- Hainburg
- an der Grenze
- Finisher-Foto
Dann fahre ich zurück nach Wolfsthal, wo ich die heutige Etappe nach 110 Kilometern beende, und wo mich Ulli, meine Frau, mit dem Auto abholt. Es geht nach Traiskirchen und wieder in den Alltag.
Kurze Statistik: aus den geplanten 834 Kilometern sind 940 geworden mit insgesamt 6720 Höhenmetern und einer Netto-Fahrzeit von 72 Stunden (inkl. Foto- und Navigationsstopps).
Resümee: trotz aller Widrigkeiten und Anstrengungen eine großartige Reise quer durch Österreich mit einer Menge an Eindrücken, die ich erst einmal verarbeiten muss.
Und – ich würde es sofort wieder machen!