Traisental-Radweg (30.-31. August 2024)
1. Etappe (Freitag, 30. August 2024)
Von Mariazell nach St. Pölten; 85 Kilometer, Fahrzeit ca. 4 Stunden, 30 Minuten
Dass ich eine Woche später wieder auf dem Traisental-Radweg unterwegs bin, war schon länger geplant. Aber diesmal steht die gesamte Strecke auf dem Programm: von Mariazell bis nach Traismauer. Allerdings in zwei Tagen, mit Übernachtung in St. Pölten. Wir, Ulli und ich, sind mit einem befreundeten Ehepaar, Gisela und Ernst, unterwegs, mit dem wir schon mehrfach Radtouren unternommen haben. Treffpunkt gegen 8 Uhr auf dem Parkplatz vor unserem Quartier, dem Hotel Das Alfred im Stadtteil Spratzern in St. Pölten. Nachdem wir kurz Bescheid gegeben hat, dass wir da sind, aber erst am Abend einchecken werden, machen wir uns auf den Weg.
Durch die Stadt direkt zum Bahnhof, wo wir noch schnell etwas Reiseproviant für unterwegs kaufen und die Räder unter fachkundiger Anleitung der Zugbegleiterin verstauen. Um 08.37 Uhr ist Abfahrt. Mit der Mariazellerbahn gondeln wir jetzt zwei Stunden durch die Gegend. Wir tratschen, essen, dösen vor uns hin, gucken aus dem Fenster. Je weiter wir in Richtung Ziel kommen, desto größer werden die Schauwerte. Am Ende ist es der Ötscher, der uns in seiner ganzen Pracht eine Weile begleitet, bevor wir pünktlich um 10.54 Uhr am Bahnhof in Mariazell ankommen.
Das Wetter ist super, sonnig und warm. Langsam fahren wir mal in die Stadt, bis wir an der Basilika zum Beginn des Radwegs kommen. Bis zum Donau-Radweg in Traismauer sind es satte 111 Kilometer. Das wäre natürlich auch an einem Tag machbar, gäbe es da nicht die Transportlogistik nach Mariazell und von Traismauer – wohin auch immer – zurück. Auf Sightseeing in Mariazell verzichten wir, weil es schon nach elf ist und wir ja noch 85 Kilometer vor uns haben. Dann geht es los. Unsere Freunde tun sich mit ihren E-Bikes bergauf zwar um einiges leichter als Ulli und ich, trotzdem geht es zügig durch Mariazell, dann auf der B 21 den Kreuzberg hinunter – da sind wir mit unseren leichten Gravelbikes wieder im Vorteil -, und nach den ersten fünf Kilometern biegen wir an der Walster Brücke von der Bundesstraße in den Rechengraben ab, durch den gemächlich die Walster fließt.
- Mariazell, Wegweiser
- Rechengraben
- Rechengraben
Die nächsten fünf Kilometer fahren wir durch den Rechengraben hinauf zum Hubertussee. Das leichte Bergauf nehmen wir nicht wirklich wahr, dafür aber umso mehr die idyllische Berglandschaft der Türnitzer Alpen, durch die wir jetzt radeln. Wir sind zwar auf einer Straße ohne Radweg unterwegs, aber der Verkehr ist so gering, dass die Straße meistens nur uns gehört. Erst als wir auf die L 101 kommen, die uns zum Gscheid bringt, wird der Fahrzeugverkehr etwas dichter, aber immer noch nicht so, dass es uns stören würde. Ab dem Hubertussee geht es bis zum Michelbühel bergauf, manchmal etwas mehr, manchmal etwas weniger, aber auch ohne E-Motor problemlos zu treten.
Auf dem Gscheid verzichten wir auf eine Einkehr in dem dort befindlichen Gasthof, in dessen Gastgarten Biker aller Art – also Radfahrer und Motorradfahrer – sitzen. Wir fahren weiter, hurtig bergab bis nach Kernhof, wo wir dann aber tatsächlich eine kurze Trinkpause machen.
Frisch gestärkt fahren wir dann weiter, kommen nach St. Aegyd, es geht jetzt ständig leicht bergab, rollt dahin, viel Gegend, alles perfekt. Bis ich bei Thorhof, zwischen St. Aegyd und Hohenberg, auf eine Brücke über die Unrechttraisen fahre und ein verdächtiges und bekanntes Knallen im Hinterreifen höre. Ein Patschen! Ulli ist mit Ernst bereits weit vor uns. Gisela ist bei mir und leistet mir Gesellschaft, während ich, leise vor mich hineinfluchend, anfange, die Reifenpanne zu beheben. Ich habe zwar den Reserveschlauch mit, den ich vor einer Woche in Berndorf gekauft habe, aber an diesem Rad noch nie einen Schlauch gewechselt. Entsprechend schwierig gestaltet sich nun auch der Umgang mit der Technik. Ich habe keinen Handyempfang, aber Gisela gelingt es, Ernst zu erreichen und über die aktuelle Situation zu informieren. Es dauert eine Weile, bis ich wieder fahrbereit bin. Inzwischen beginnt es leicht zu regnen. Zum Glück arbeite ich unter einem Baum, der mir ein bisschen Schutz bietet. Als das Rad endlich wieder fahrbereit ist, schaue ich aus wie Schwein, wasche mir aber im Bach daneben so gut es geht die Hände. Dann fahren wir weiter und stoßen nach kurzer Zeit auf Ulli und Ernst, die unter dem Vordach einer Werkshalle Schutz vor dem Regen gesucht haben.
- Ulreichsberg
- Gscheid
- Mostviertel-Panorama
Es ist jetzt gegen 14.30 Uhr, und wir haben noch nicht mal die Hälfte unserer 85 Kilometer heruntergespult. Also weiter. Auf den geplanten Stopp in Lilienfeld verzichten wir aus Zeitgründen und einigen uns darauf, erst in Wilhelmsburg eine Essenspause einzulegen.
Jetzt heißt es also Kilometer machen. Ich bin ziemlich sauer, habe auch zum Fotografieren keine Lust mehr. Das letzte Foto habe ich schon eine Weile vor der Panne gemacht. Und es wird das letzte an diesem Tag bleiben. Genauso wie mir die Lust am Fotografieren vergangen ist, habe ich das Interesse daran verloren, die Gegend zu genießen. Ich fahre einfach vor mich hin, achte darauf, nicht vom richtigen Weg abzukommen und hoffe, dass der Reifen hält. Freiland – Schrambach – Lilienfeld – Marktl – rauschen einfach an mir vorbei. Ab Traisen fahre ich dann auf bekanntem Weg und kann mich dann zumindest in dieser Hinsicht ein wenig entspannen.
Etwa eineinhalb Stunden nachdem meine Radpanne behoben war, biegen wir dann vor Wilhelmsburg vom Radweg zum Teichstüberl ab, einem Gasthaus, das auch ein beliebter Radlertreffpunkt ist. Dort machen wir zum Essen und Trinken Pause. Ich wasche mir auf dem Klo einmal gründlich die Hände. Dann plaudere ich mit der Chefin, die ich schon seit den 1980er-Jahren kenne. Und langsam entspanne ich mich wieder. Vielleicht liegt es auch am Bier, das ich etwas lockerer werde.
Nach einer ausgedehnten Rast und vollem Bauch fahren wir weiter. Durch Wilhelmsburg – und dann auf gewohntem Weg weiter bis nach St. Pölten in unser Hotel, wo wir gegen 18 Uhr eintreffen. Ziemlich erledigt. Trotzdem reservieren wir für den Abend einen Tisch oben in der Lounge. Der Kellner empfiehlt uns das, weil sie schon ziemlich ausgebucht sind.
Nachdem wir die Zimmer bezogen, uns geduscht und so hergerichtet haben, dass wir wieder vorzeigbar sind, treffen wir uns in der Lounge auf der Dachterrasse. Von dort hat man einen weiten Blick über den Süden von St. Pölten, der – zugegeben – eigentlich ein Industrie- und Veranstaltungsviertel und wenig attraktiv ist. Trotzdem lässt es sich da oben bei Bier und Aperol und Wein aushalten. Das finden auch andere, denn die Lounge ist bis zum letzten Platz gefüllt. Wir bleiben sitzen, bis uns die Müdigkeit zurück ins Zimmer treibt. Morgen haben wir nur mehr eine gemütliche Etappe vor uns, die eigentlich keine großen Probleme bereiten sollte.
2. Etappe (Samstag, 31. August 2024)
Von St. Pölten nach Traismauer; 55 Kilometer, Fahrzeit ca. 3 Stunden, 30 Minuten
Nachdem die heutige Etappe gemütlich werden wird, etwa 25 Kilometer bis nach Traismauer und wieder zurück, machen wir uns keine Stress. Das Frühstück nehmen wir auf der Dachterrasse und lassen uns Zeit dabei. Dann ziehen wir uns um, holen die Räder und ich checke die Luft im Hinterreifen. Der hält bis jetzt. Dann fahren wir gemütlich vom Hotel hinüber zum Radweg.
- Traisental-Radweg
- beim Regierungsviertel
- Wegweiser zur Radwegevielfalt
Es ist 11 Uhr, die Wetterprognose verheißt einen schönen Tag, sonnig und warm. Die Motivation passt, gemächlich radeln wir nach Norden. Uns erwartet eine angenehme, unspektakuläre Fahrt. Einzig der Umstand, dass heute – an einem Samstag – wesentlich mehr Leute unterwegs sind als gestern, trübt das Vergnügen ein wenig.
Wir fahren durch St. Pölten, am Regierungsviertel vorbei und dann genießen wir die Gegend, den Fluss die Aulandschaft neben uns. Ich jetzt zum zweiten Mal und um einiges gelassener, als vor einer Woche, wo dieser Abschnitt ja nur ein verregneter Teil meiner Tagesstrecke war. Einmal, bei Herzogenburg, machen wir eine kurze Pause, dann geht es wieder weiter Richtung Donau.
- Traisental-Radweg
- Traisental-Radweg
- Traisental-Radweg
Dort kommen wir gegen 13.30 Uhr an. Ein paar Fotos sind schnell geschossen, leider gibt es keine Möglichkeit zur gemütlichen Einkehr. Also entschließen wir uns, zurück nach Traismauer zu fahren und dort unser Glück zu versuchen. Aber auch hier gibt es nicht viel. Die Stadt ist jetzt am frühen Samstagnachmittag wie ausgestorben. Nach längerem Beraten und Suchen finden wir eine Konditorei im Zentrum, wo es Bier, Kaffee und Kuchen gibt – und mehr brauchen wir auch nicht. Wir bleiben eine Weile sitzen, Stress haben wir ja keinen, bevor wir uns auf den Heimweg machen. Gemütlich – so wie bei der Herfahrt fahren wir zurück. Ohne Probleme, was mich besonders freut. In leichtem, kaum merklichem Anstieg geht es zügig voran, und bevor wir uns versehen, sind wir schon wieder in St. Pölten auf dem Weg vom Radweg zum Hotel, wo wir gegen 16 Uhr eintreffen. Auf der Terrasse gönnen wir uns noch einen Drink, bevor wir, nach Tischreservierung, mal auf die Zimmer gehen, um uns frisch zu machen.
- Traisental-Radweg
- Traisen-Idylle
- Viehofner See
Am Abend lassen wir den Tag und die Tour beim Essen in der Lounge ausklingen. Morgen steht Kultur und ein Ausstellungsbesuch auf dem Programm. Aber der Traisental-Radweg ist für mich, jetzt, nachdem ich die ganze Strecke kenne, sicherlich einer der schönsten Radwege in Ostösterreich. Und das finde nicht nur ich, sondern auch meine Begleiter.